Kiening: Genealogie im Gebiet nordwestlich von München
Als ich den folgenden Text im Jahr 2001 geschrieben habe, hatten die genannten Archive noch keinen oder nur einen sehr dürftigen Internet-Auftritt. Inzwischen, im Jahr 2007 schaut das anders aus. Damals, 2001, ging es darum, für Leser, die sich zum ersten Mal mit dem Thema "Genealogie" befassen, einen knappen Überblick zu bieten.
Jetzt finden Sie auf den Internetseiten der einzelnen Archive
ausführlichere Informationen. Seit die Pfarrmatrikel im Internet
leicht zugänglich sind, sind meine Hinweise darauf ziemlich
überflüssig.
Kirchenbücher oder Staatsarchiv ? welches
Archiv hat die gesuchten Daten ?
Für die Zeit ab 1.1.1876 bis heute sind die Standesämter zuständig. Urkunden für Geburt, Heirat und Tod erhalten Sie beim örtlich zuständigen Standesamt. Personen mit Geburt ab 1876 sind hier aus Datenschutzgründen nicht enthalten. In einigen Orten finden Sie jedoch kompetente Ansprechpartner für gegenwartsnahe Daten und Bilder.
Die meisten Familienforscher befassen sich zunächst mit den von
den Pfarrern geführten Matrikelbüchern: Taufbuch, Heiratsbuch,
Sterbebuch. Diese Bücher sind zum größten Teil zentral in den
Bischöflichen Archiven aufbewahrt und jetzt im
Internet veröffentlicht.
Beispiele von Heiratseinträgen mit den Originalen als Leseübung.
Für das Bearbeitungsgebiet:
Fast alle hier genannten Personen waren katholisch.
Einzige Ausnahme sind einige Personen in Hersbruck und Umgebung.
Dieses Gebiet war rein evangelisch.
Über die Suchmaschinen und "Matricula" finden Sie aktuelle
Informationen
Mein Verzeichnis der Pfarreien
ist überholt, da alles ausführlicher im Internet steht.
St. Petersweg 11 - 13, D 93047 Regensburg
www.lkan-elkb.de enthält alle Informationen und ein Verzeichnis aller vorhandenen Kirchenbücher.
Alle Pfarrbücher sind nach Datum geordnet, das heißt, die
Einträge erfolgten fortlaufend in zeitlicher Reihenfolge. Ein
vollständiges Datum in Verbindung mit dem Symbol *(Taufe), +( Tod
oder Begräbnis) und oo (für Heirat) und die Ortsangabe sind einen
ausreichender Hinweis zum Auffinden der Originalquelle. Bei den
Heiraten ist zusätzlich zum Wohnort auch der Pfarrort angegeben.
In den Ortsübersichten ist hier für jeden Ort die zuständige
Pfarrei angegeben.
Weitere Tips aus der Praxis zum Lesen der Pfarrbücher. Das folgende gilt für Archivalien in den Staatsarchiven:
Adressen:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, Schönfeldstraße 5 (zuständig für Archivalien des Landesbehörden und frühere kirchliche Herrschaften)
Staatsarchiv München, Schönfeldstraße 3 (zuständig für Archivalien der oberbayerischen Behörden)
Staatsarchiv Landshut, Burg Trausnitz (zuständig für Archivalien der niederbayerischen Behörden)
Staatsarchiv Augsburg, Salomon-Idler-Straße 2 (zuständig für Archivalien der schwäbischen Behörden)
Staatsarchiv Amberg, Archivstraße 3 (zuständig für Archivalien der oberpfälzischen Behörden)
Wesentlich vielseitiger als die Pfarrbücher sind die Archivalien
der Staatsarchive. Für den Familienforscher wichtigste Quelle sind
die Notarurkunden, früher Briefprotokolle genannt. In ihnen geht
es zwar um Immobilien-Eigentum, sie enthalten jedoch zuverlässige
Verwandtschaftsangaben und Ortsangaben.
Beispiele für einen Kaufvertrag und einen Erbvergleich und Ehevertrag. Fast alle typengleichen Verträge haben im gesamten 18. Jahrhundert den gleichen Wortlaut.
Ausführliche Beschreibung der Typen von Briefprotokollen . Deren Ablage
siehe unten.
Eine weitere wichtige Gruppe sind die Steuerlisten. Hier werden die Personennamen genannt. Verwandtschaftsangaben sind jedoch selten.
Einen kleinen Einblick gibt eine Quellenliste
für das Bearbeitungsgebiet Dachau - Friedberg - Freising.
Allerdings hat nach Erstellung dieser Liste das Staatsarchiv München kürzlich die Signaturen geändert.
Das Häuserbuch der vorliegenden Datensammlung nennt die Staatsarchiv-Quellen mit Datum, Inhaltsangabe (Schlagwort) und Archiv mit Signatur. Briefprotokolle sind nach Datum geordnet, Steuerbücher nach Ort und Haus.
Das Steuerbuch von 1671 ist das interessanteste aller Steuerbücher.
Quellensituation bei unehelichen Kindern.
Die barockzeitliche Verwaltung war bürgernäher als die
heutige. Das Gebiet des Pfleggerichtes Friedberg (das entspricht
dem neuzeitlichen Amtsgericht) war unterteilt in 3 Ämter, nämlich
Friedberg, Lechhausen und Umbach. Ausführlich beschrieben ist das
in " Historischer Atlas von Bayern"
Mit Umbach ist Ober- und Unterumbach gemeint. Dort gab es aber
kein Amtshaus.Zu den Terminen von Verhandlungen und
Notargeschäften kam der Richter aus Friedberg und hat wohl beim
Wirt in Unterumbach gearbeitet Der Gerichtsdiener wohnte
allerdings in Baindlkirch, so dass die Verhandlungen auch beim
einem dortigen Wirt gewesen sein können. Der Gerichtsdiener war
der Manager, er mußte die Termine bekannt geben und die Leute
vorladen. Amtsgebäude gab es 1812 in den Ämtern nicht.
Vielleicht gab es welche vor dem 30-jährigen Krieg.
Die Protokolle wurden zunächst je Amt geschrieben und
gebündelt und lagen vielleicht auch im jeweiligen Amt, so
dass der Richter in den alten Urkunden die Besitzrechte
nachprüfen konnte. Das sind die Rapular-Bände, die Entwürfe, die
der Schreiber nach dem Diktat des Richters sofort
geschrieben hat. In Friedberg wurde dann das Original ins
Reine geschrieben, was deutlich besser zu lesen ist, und in
die dortigen Bände, allerdings auch gebündelt nach Ämtern,
eingebunden wurde. Innerhalb des Amtes liegen die Urkunden
nach Datum.
In meinem Häuserbuch ist bei jedem Haus in der Überschrift
das Amt angegeben.
Die alten Signaturen (Erläuterungen zu den neuen Signaturen) für das Pfleggericht
Friedberg waren Pr. 1 bis Pr.66 für die Reinschriften, meist für
jedes Jahr (1666 bis 1803 mit Lücken) ein Band, innerhalb des
Bandes sind 3 Päckchen, für jedes Amt eines.
Dann folgen die Rapulare für Amt Friedberg (nähere Umgebung
von Friedberg) als Pr. 67 bis Pr. 89. Hier sind
mehrere Jahre zu einem Band gebunden.
Weiter geht es mit den Rapularen Amt Lechhausen Pr. 90 bis
Pr. 107.
Zuletzt für Amt Umbach Pr. 108 bis Pr. 123.
Man benützt die am besten lesbaren Reinschriften. Nur wenn ein
Jahrgang bei den Reinschriften fehlt, aber bei den Rapularen
erhalten ist, muss man auf diese Bände ausweichen.
Für die anderen Gerichte gilt sinngemäß das gleiche.
Detailliert aufgelistet ist dies in
http://www.genealogie-kiening.de/STAATSARCHIV.HTM
Ergänzung 2017
Die Liste ist jetzt leider nur noch wenig hilfreich, da das
Staatsarchiv München inzwischen zweimal alle Signaturen geändert
hat. Jetzt heißt es nicht mehr Pfleggericht Dachau oder Hofmark XY
, sondern "Rentmeisteramt München Unterbehörden" mit einer
fortlaufenden Nummer durch den ganzen alten Bestand des
Staatsarchives.
Dieser Bestand wurde zudem verfilmt, wobei auf einer Filmrolle
meist mehrere Nummern sind, aber eine Nummer auch auf mehreren
Filmrollen verteilt sein kann. Die zweifache Umsetzung der
Signatur und Zuordnung der richtigen Filmrolle bereitet selbst dem
Archivpersonal Schwierigkeiten. Die früheren sachlichen oder
örtlichen Zuordnungen sind in den neuen Verzeichnissen nicht mehr
enthalten.
Ab etwa 1806 hießen die früheren Pfleggerichte dann Landgerichte. Sie waren bis ungefähr 1865 für das Schreiben der Urkunden zum Grundstücksverkehr zuständig. Dann wurden in Bayern die Notariate eingeführt. Jedes Immobiliengeschäft muss bis heute von einem Notar beurkundet werden.
Die Urkunden des 19. Jahrhunderts sind in den Staatsarchiven vollständig erhalten. Die Suche ist jedoch mühsamer als für die Zeit vor 1800. Die Unterteilung nach Ämtern und Hofmarken entfällt. Dadurch ist die Menge der jährlichen Protokolle deutlich größer. Es ist deshalb zweckmäßig, zuerst aus dem örtlichen Kataster das Datum zu suchen und mit diesem Datum gezielt im Briefprotokollband des Landgerichtes zu suchen.
Mit der gleichen Methode findet man die Notarurkunden. Im Kataster steht Datum, Urkunden-Nummer und Notar. Das genügt, um eine Urkunde zu finden.
Ganz allgemein kann man sagen, daß die Protokolle des 19. Jahrhunderts schwieriger zu lesen sind, als die des 17. und 18. Jahrhunderts. Das liegt einmal an der deutschen Schrift, die nur aus einer Folge von Auf- und Abstrichen besteht. Außerdem wurde allgemein kleiner geschrieben. Möglicherweise hatten die Schreiber des 19. JH Brillen, während dieses Hilfsmittel vorher selten war und ohne Brille wurde von den älteren Schreibern eben größer geschrieben. Die Strichbreite der Tintenfeder blieb gleich. So enthält die alte große Schrift mehr Details als das spätere Kritzekratze.
Das Papierformat war im 19. Jahrhundert üblicherweise größer als
das heutige DIN A 4. Werden Kopien angefertigt, so werden die
Seiten etwas verkleinert und die Schrift wird noch winziger.
(ergänzt 2021)
Meine Quellen-Angaben enthalten das Archiv, die Signatur, das
Datum und in der Überschrift bei jedem Haus das zuständige Amt.
Damit ist es im Prinzip möglich, direkt die Archivalie zu finden.
Am einfachsten ist es, wenn Sie selbst zum Staatsarchiv gehen, so
wie ich in den Jahren 1990 bis 2005.
Anleitung dazu.
Jetzt brauchen Sie die Hilfe der Benützer-Beratung, um von der
Signatur auf die Filmrolle zu kommen. Sie bekommen einen
Bestellzettel mit der Filmrollen-Nummer und erhalten im Lesesaal
normalerweise gleich die Rolle. Da meines Wissens nur ein
Rollen-Lesegerät vorhanden ist, ist eine Voranmeldung
zweckmäßig. Auf der Rolle suchen Sie die Signatur (= Band)
und im Band das richtige Amt. Innerhalb des Amtes sind
Briefprotokolle nach Datum ein gebunden. Das Mikrofilm-Gerät
kann Kopien drucken.
Lesen müssen Sie die Archivalie selbst. Das ist nicht
Aufgabe des Archiv-Personales.
Ob das Staatsarchiv auf schriftliche Anforderung mit Angabe der
Signatur, Amt Datum und Vorgang Protokolle auf den
Filmrollen sucht und Kopien druckt, kann ich nicht beurteilen. Auf
jeden Fall müssen Sie mit einer Gebühr für diese Extra-Arbeit
rechnen. Grundsätzlich sind die Archivare sehr hilfsbereit-
Familienforschung und Heimatforschung ist in bayerischen
Staatsarchiven gebührenfrei.
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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de