Josef Kiening: Genealogie und Haus-Chroniken für das Gebiet
nordwestlich von München
Pfarrei Aufkirchen bei Maisach
Zur Pfarrei Aufkirchen gehörten Unterschweinbach (als größtes
Dorf der Pfarrei), sowie die kleinen Orte mit wenigen Bauern:
Dürabuch, Englertshofen, Eurastetten, Geisenhofen, Holzmühle,
Kuchenried , Kumpfmühle, Pischertshofen, Rammertshofen,
Stefansberg, Waltershofen,
Als Quellen für vorliegenden Hofgeschichten wurden benützt:
Erstkataster von 1812, erkennbar am genauen Besitz-Erwerbsdatum
unterhalb des Namens. Mit diesem Datum findet man das zugehörige Briefprotokoll. im Staatsarchiv München
Steuerbücher von 1760, 1671 und teilweise 1612
Pfarrmatrikel: Die Heiraten sind vollständig bis zur
Datenschutzgrenze 1896
Taufen wurden bis . 1777 abgeschrieben.
Taufeinträge ab 1778 stammen aus den Heiratseinträgen.
Deshalb fehlen ab diesem Jahr die gestorbenen und
weggezogenen Kinder Wer dies ergänzen mag, ist gerne zur
Mitarbeit eingeladen.
Sterbebücher wurden nicht bearbeitet..
Geschichte: Der Dreißigjährige Krieg
1632 hat das schwedische Heer die ganze Gegend verwüstet und alle
Häuser abgebrannt. Die Menschen sind geflohen oder umgekommen.
Deshalb gibt es für die Zeit vor 1634 keine Archivalien und keine
Pfarrbuch-Einträge.
Anfang 1634 kommt wieder ein Pfarrer in den Ort. Häuser
werden wieder aufgebaut. Das Pfarrbuch ab 1634 ist erhalten
und wurde bis August 1645 geführt. Vor der neuen Schweden-Gefahr
sind der Pfarrer und die meisten Leute geflohen. Erst 1652
kommt 3 Jahre nach dem Friedensschluss wieder ein Pfarrer in
die Pfarrei und führt die Bücher weiter. Ab 1655 bis 1701 sind die
Heiratseinträge sehr lückenhaft. In dieser Zeit war das Pfarrhaus
wohl öfters unbesetzt. Zugleich gab es eine große Fluktuation bei
den Bewohnern, bis alle der 1647 nochmals zerstörten Häuser wieder
aufgebaut und die Leute sesshafter waren.
Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Als erstes wurden die Bauernhöfe mit den guten Ackerböden wieder
aufgebaut. Vor allem wurde versucht, die Äcker zu bestellen, auch
wenn noch keine Gebäude vorhanden waren. Als Neusiedler in den
verwaisten Höfen treten oft Familien mit mehreren erwachsenen
Kindern auf, die gemeinsam einen Hof nach dem anderen
errichten. Jedes der Kinder, auch die Töchter, gründet eine
Familie und führt einen einzelnen Hof weiter.
Zubaugüter
In den kleinen Orten der Pfarrei Aufkirchen fallen die vielen
Zubaugüter auf. Hier wurden nicht alle vor dem Krieg
vorhandenen Höfe wieder aufgebaut. Einzelne Bauern haben
zusätzliche Höfe erworben. Das waren nur Grundstücke, denn
Gebäude waren keine mehr vorhanden. Da die Höfe jedoch
unterschiedliche Grundherren hatten,
existierten sie verwaltungsmäßig zum Zweck der Besteuerung weiter.
Teilweise bekamen die Zubaugüter 1812 noch eigene Hausnummern,
obwohl es keine Wohngebäude dazu gab.
Tagwerker-Häuser
Nachdem das Land durch den Dreißigjährigen Krieg entvölkert war, war
es für die Bauern schwierig, Arbeitskräfte, ledige Knechte und Mägde
zu bekommen. In den Pfarrbüchern tauchen in der Zeit von 1650 bis
1800 viele Personen und Familien auf, die oft von weit her kamen und
auf kein Häuser zugeordnet werden konnten. Diese für die
Landwirtschaft benötigten Arbeitskräfte bekamen von den Bauern
Wohnungen in den Zubaugütern oder in einfachen Tagwerker-Häusern.
Als Anreiz wurde die Wohnung von den Bauern gestellt und den Paaren
die Heirat erlaubt oder bereits verheiratete Paare angeworben.
Die Fluktuation dieses Personenkreises ist groß. Sicher wurden gerne
Paare angestellt, bei denen die Frau schon über das Alter hinaus
war, in dem Kinder zu erwarten waren oder die Kinder sind aufgrund
der schlechten Behandlung bald wieder gestorben.
Für die Familienforschung lassen sich kaum Zusammenhänge über
mehrere Generationen herstellen.
Deutlich seßhafter waren die Häusler in größeren Orten wie
Unterschweinbach, die neben dem Tagelohn ein Handwerk betrieben.
Bis zum Jahr 1800 hatte sich die Lage (aus der Sicht der Bauern)
normalisiert. Die Bauern fanden genügend junge ledige Knechte und
Mägde, die im Bauernhaus wohnten, bis sie heiraten konnten. Die
Bauernhäuser wurden ab 1800 größer und aus Ziegelsteinen neu gebaut,
so wie wir die stattlichen alten Häuser in den Dörfern noch sehen.
Die Häuser waren so groß, um die zahlreiche Dienstbotenschar unter
zu bringen.
Zur Heirat war eine gemeindliche Heiratslizenz erforderlich,
die eigenen Immobilienbesitz voraus setzte. Wir können deshalb
alle Heiraten ab 1800 auf Häuser zuordnen. Den Ledigen blieb nichts
anderes übrig, als uneheliche Kinder zu bekommen, die nur eine
geringe Lebenserwartung hatten.
Als 1812 der Kataster erstellt wurde, waren viele Tagwerker-Häuser
in den kleinen Orten nicht mehr da. Die Holzgebäude hatten nur eine
geringe Haltbarkeit und wenn sie nicht mehr benötigt wurden, konnten
sie ohne Genehmigung leicht entfernt werden, da sie steuerlich
keine selbständigen Einheiten darstellten.
Das Vorstehende soll erklären, warum gerade in den Orten der Pfarrei
Aufkirchen in der Zeit vor 1800 so viele "Familien ohne
Hauszuordnung" und "Personen ohne Familien-Zuordnung" auftauchen.
Mangels zuverlässiger Quellen ist die Haus-Zuordnung der Tagwerker
und Häusler speziell in Unterschweinbach vor etwa 1780 recht
unsicher.
Neubauten nach 1812
In Unterschweinbach und Aufkirchen wurden von 1812 bis 1900 einige
neue Häuser gebaut und weitere Hausnummern vergeben. Diese Familien
sind ebenfalls "ohne Hauszuordnung". Die Hausnummern wurden
angegeben , wie sie im Pfarrbuch stehen. Es sind nur Familien
genannt, die in der Pfarrei geheiratet haben.
Besitzveränderungen ab 1848
Nach Aufhebung der Grundherrschaft war der Handel mit Grundstücken
möglich. Manche Anwesen verkauften Ackerland, andere kauften zu. Da
es bei mir um die Genealogie geht, ist dies nicht Thema meiner
Arbeit.
Über Personen und Veränderungen im 20. Jahrhundert erhalten wir
wegen "Datenschutz" keine Auskunft.
Dürabuch
Zum Jais-Hof in Dürabuch gibt es eine eigene
Geschichte.
Geschichte des Martin Huber: Sozialer Abstieg vom Bauern zum
Häusler
Wie der Kaltenbacher-Bauer seinen Hof
versoffen hat
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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de