Kiening: Genealogie im Gebiet nordwestlich von München

Abdecker , Wasenmeister

Beruf

Die Abdecker, auch Wasenmeister genannt, waren für die Tierkörperverwertung zuständig. Für den menschlichen Genuß sind nur gesunde lebend geschlachtete Tiere zugelassen. Alle toten Tiere müssen vom Abdecker beseitigt werden. Wegen einer möglichen Geruchsbelästigung waren die Abdecker-Anwesen etwas außerhalb der Orte.

Die Abdecker waren auch als Scharfrichter tätig. Hinrichtungen gab es wenig, so daß nicht einmal der Scharfrichter in München von diesem Beruf leben konnte. Unser Landgericht Dachau war vermutlich für die Verhängung von Todesstrafen nicht zuständig, sondern gab solche Fälle an eine höhere Instanz in der Hauptstadt ab. Jedenfalls gab es im Bearbeitungszeitraum im Dachauer Gericht keinen Scharfrichter. Auch in München waren Hinrichtungen so selten, daß zu so einem Spektakel die ganze Stadt zusammen lief.

Die Aufgaben der Abdecker waren:

Soziale Stellung

Durch ihren "unehrenhaften" Beruf waren die Abdecker von der übrigen Gesellschaft ausgegrenzt. Die Meinung, daß sie deshalb gering geachtet wurden, dürfte ein Irrtum sein. Der Beruf war für die ansässigen Abdecker durchaus einträglich. Aus den Inventaren sieht man, daß Abdecker-Haushalte deutlich besser als der Durchschnitt ausgestattet waren.

Daneben gab es noch "Wander-Abdecker", die arm und wenig angesehen waren.

Die Besonderheit ist, daß die Abdecker bis 1770 nur untereinander heirateten durften. Nie kommt es zu einer Einheirat aus einem anderen Berufsstand und selten wechselt ein Abdecker-Nachkomme (männlich wie weiblich) in einen anderen Erwerb.

Genealogische Besonderheiten

Da es in einem Landkreis nur wenige Abdecker gab und diese nur unter einander heiraten konnten oder wollten, erfolgen die Heiraten der Abdecker über wesentlich größere Distanzen, als bei der übrigen Bevölkerung. Inzucht wurde nach Möglichkeit vermieden. Trotzdem sind alle Abdecker in Süddeutschland und im angrenzenden Österreich miteinander verwandt.

Die Vitalität der Abdecker ist erstaunlich. Trotz ihrer geringen Zahl kamen sie ohne Einheiraten aus der übrigen Bevölkerung aus.

Als um 1800 die Abgrenzung der Abdecker aufhörte, hatten Abdecker-Kinder erhöhte Heiratschancen. Sie waren mit der umgebenden Bevölkerung, die von Inzucht bedroht war, überhaupt nicht verwandt. So kommt es, daß in vielen Ahnentafeln Abdecker auftauchen.

Stößt man auf einen Abdecker, so sind dessen Vorfahren ebenfalls alle Abdecker.

Familienforschung

Die Fluktuation der Abdecker erfolgte über große Entfernungen. Dadurch ist die Familienforschung fast aussichtslos. In dieser Situation hat sich Hans Matschek das Ziel gesetzt, alle Abdecker in Südbayern und in den angrenzenden österreichischen Gebieten zu einem gewaltigen genealogischen Netzwerk zu sammeln. Familienforschern mit Abdecker-Vorfahren wird deshalb empfohlen, sich an

Hans Matschek, Rupert Gugg-Straße 18, A 5280 Braunau - Inn (Östereich) zu wenden.

 

--------------------------------------------------------------
(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de