Aus :Chronik Egenburg freundlicherweise von Frau Christina
Liebert übergeben:
Aufzeichnung von Pfarrer Brachetti zu Pfarrer Dr. M. Friedl von
Burgstall
ein Photo von der Kirche, innen und aussen im Buch vorhanden
vorgelesen am 31.7.1938
Am 21. Juli d. Jh. war ich mit meinem Rad nach Moorenweis gefahren.
Eine schöne, große, weißgetünchte Kirche fesselte
meine Aufmerksamkeit, besonders da an der Aussenwand eine Tafel mit
verkündete, daß diese Kirche von einem Moorenweiser Pfarrer,
dem 15. in der Reihe der Pfarrherren, erbaut worden sei.
Es war dies der h. h. Dr. Markus Friedl von Burgstall. Und dieses
Burgstall ist die Einöde, die seit 1925 in unsere Pfarrei
eingepfarrt wurde.
In der Burgstaller Kapelle hinter dem Altar liegt Dr. M. Friedl
beerdigt.
Er starb zu Burgstall den 20. Nov. 1754. Der Grabstein ist noch
vorhanden, seine lateinische Inschrift läßt sich wohl so
deutlich wiedergeben:
„ dieses kleine Grab umschließt einen Mann, der alles Große
in sich trug, dessen Namen seines Eifers u. Wissens wegen auch in Rom
Achtung fand. Es war dies der hochwürdigste u. hochverehrte Herr
Markus Friedl, der hl. Theologie u. des Rechtes u. des Kirchenrechtes
Doktor, in Purk (b. Moorenweis) Beuren (b. Moorenweis) und Moorenweis
selbsten Pfarrer und Kammerer, 1. Regens in Pfaffenhausen
(b. Mindelheim), der Stifter dieser Kapelle. Nachdem er auch in dunklen
Tagen immer ein Licht gewesen war, starb er o Leid 20. Nov. Im Tode
ging die hl. Sonne unter, 1754, die dem Glück der Welt 1675
erstand. „
Von diesem Grabstein wissen wir das Geburtsjahr d. i. 1675 und das
Sterbedatum 20. Nov. 1754. Als er starb, stand er im 80. Lebensjahre.
Von seinem Vater ist nichts bekannt, seine Mutter war bei ihm in
Moorenweis. Von ihr meldet eine Gedenktafel in Moorenweis:
„Maria Fridlin, Amplbäuerin auf dem befreiten Kaiserlichen Amplhof
in Burgstall, starb
anno 1736 am 24. März im 85. Jahre.
Demnach war die Amplbäuerin um das Jahr 1651 geboren und Sie
starb, während Ihr Sohn noch Pfarrer von Moorenweis war. Ein
Geistlicher namens Joh. Hagenreiner war der Vorgänger des h.
Dr. Markus Friedl bestimmte sein großes Vermögen zum Bau
einer neuen Pfarrkirche und zur Stiftung einer Mrianischen
Bruderschaft. Mit diesem Nachlaß begann Dr. Markus Friedl den Bau
der neuen Pfarrkirche in M. den Pfarr ………… er selbst.
Er baute, auf einmal aber ging das Geld aus. Jetzt begab sich Dr. M.
Friedl nach Rom. Er hoffte in Rom zum Weiterbau vom Papste Klemens
VII Mittel zu erhalten, da in der Heimat nichts zu erhalten war.
Dr. M. Friedl kam mit leeren Händen von Rom wieder nach
Moorenweis. Dr. M. Friedl aber verzagte nicht. Er wusste sich zu
helfen. Er nahm seine Mutter, welche eine reiche Bäuerin in
Burgstall war zu sich, nachdem sie ihren Hof übergeben hatte und
in den Austrag gegangen war.
Mit dem Geld der Mutter konnte er den Bau soweit vollenden, daß
die Kirche 1742 eingeweiht werden konnte.
Zu 100 jährigen Jubelfeier seit Erbauung der Kirche 1842 wurden
von ..ale.. Fröschle in Augsburg 2 Gemälde, die noch in der
Kirche zu sehen sind, hergestellt.
Das eine stellt die Audienz dar, die der Papst Klemens der VII Dr. M.
Friedl gewährte, das zweite die Rückkehr Dr. M. Friedl von
Rom nach Moorenweis.
Ob Dr. M. Friedl wirklich so ausgesehen hat, wie diese Gemälde ihn
wiedergeben, ist eine Frage, die ich weder bejahen noch verneinen kann.
Das Innere der Kirche in M. hat unser Dr. M. Friedl nicht vollendet.
Seine Nachfolger Franz Dietmeier war 30 Jahre lang Pfarrer in
Moorenweis und erblindete.
Unter Pfarrer Rauch wurde das Innere der Moorenweiser Kirche 1775 von
Fassmaler J. M. Güntner ausgeschmückt. Dr. M. Friedl ist von
Moorenweis weg 1744.
Als Regens des Priesterseminars zu Pfaffenhausen
fasste Dr. M. Friedl den Gedanken, in Burgstall eine Kapelle zu bauen
und einen Seelsorgeposten (Kuratie) zu stiften. Er änderte den
Plan dahin ab, daß der Seelsorger in Holzburg wohnen sollte. Die
Kapelle in Burgstall sollte doch gebaut werden, da der Kurat auch in
Burgstall die hl. Messe lesen sollte. Zu der Kuratie sollten
gehören: Burgstall, Eismannsberg, Zillenberg, Holzburg, Miesberg,
Hergertswiesen, Ganswies, Oberumbach, Stockach und Weitenried.
Die Holzburger hatten zwar ihre Unterstützung zugesagt, konnten
sich aber nicht einigen, auf welchem Gebäude die Wohnung für
den Kuraten gebaut werden sollte. Die Finanzierung lag in
bewährten Händen des H. Dr. M. Friedl.
Aber der Plan kam nicht zur Ausführung. 1753 ließ Dr. M.
Friedl auf Gemeindegrund zu Burgstall eine steinerne Kapelle in der
Form des hl. Hauses zu Loreto bauen. Eine hölzerne Kapelle war
schon da gestanden. An ihre Stelle kam die steinerne.
Die Regensstelle des Priesterseminars zu Pfaffenhausen legte er nieder
und zog sich nach Burgstall zurück. Er baute sich neben der
Kapelle für sich eine Klause von Holz, hielt nach Art eines
Einsiedlers in Burgstall Gottesdienst, unterrichtete die Kinder der
Umgebung.
Nicht lange dauerte diese seine Seelsorgstätigkeit. Schon ein Jahr
darauf dem 20. Nov. 1754 rief der liebe Gott seinen treuen Diener
zu sich in die Ewigkeit. In Burgstall liegt er in der Kapelle begraben
und harrt der Auferstehung am jüngsten Tage entgegen.
Für die Kuratie in Holzburg hatte er neben anderen 2000 Gulden in
Schuldscheinen in Landsberg hinterlegt. Mit diesen 2000 fl betrug Dr.
M. Friedl´s Nachlaß über 5205 fl. Diese Summe
war testamentarisch der Burgstaller Loretokapelle vermacht. Aber der
Holzburger Pflegerverwalter weigerte sich die Schuldscheine auf
das Kapital von der Kirchenstiftung Holzburg an die Burgstaller Kapelle
herauszurücken.
1770 wurde die baufällig gewordene Klause mit dem Turm abgetragen
und nur der Turm neu aufgeführt.
Die wohl gemeinte Stiftung Dr. M. Friedl zu Gunsten der Burgstaller
Kapelle erlitt radikalen Schiffbruch. Die Stiftung betrug 1803 noch
1900 fl. Kapital und 200 fl angesammelte Zinsen.
Auf dieses Geld spitzte der später abgefallene Pfr. Ignaz Lindl
von Baindlkirch. Er verstand es nach und nach mit Unterstützung
von oben alles Burgstaller Kapellengeld für Baindlkircher
Schauspielhaus und Schulhaus zu erhalten. Sogar die Steine der
Burgstaller Kapelle benötigte er zum Kirchenbau in Baindlkirch.
Wenn aber die Burgstaller ihre Kapelle absolut behalten wollten, so
konnten sie sich dieselbe für 150 Gulden kaufen. Die Burgstaller
gaben die 150 fl her und die letzteren kamen dem Kirchenbau zu
Baindlkirch zu gut.
So ist von dem mühsam angestrebten Werke des H. Dr. M. Friedl nur
noch die Kapelle übrig, in welcher für ihn einmal eine hl.
Messe gelesen wird. Versuche für die Kapelle das verlorene
Vermögen wieder zu gewinnen, blieben erfolglos. Hätten sie
auch Erfolg gehabt, was hätte die Inflation auch mit diesem
Vermögen gemacht?
Ich schließe diese Ausführungen mit der Mahnung des lieben
Heilandes: Bittet, daß der Herr Arbeiter in seinen Weinberg
sende. Betet um gute Priester!
Amen
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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de