Josef Kiening: Genealogie im Gebiet nordwestlich von München

Laim (früher Gericht Dachau, jetzt Stadtteil von München)

Erläuterungen zum Häuserbuch in www.genealogie-kiening.de:

Quellenbearbeitung

Josef Feneberg hat alle Heiraten bearbeitet, der Historische Verein Laim (Norbert Winkler) hat Lagepläne beigesteuert, Georg Mooseder hat Quellen im Landgericht Dachau bearbeitet.

Ortsname

Der Ortsname Laim  kann keiner der Besiedelungsphasen zugeordnet werden. Hier gibt es kein frei zugängliches Wasser. Vor dem Hausbau mußte mühsam ein Brunnen gegraben werden. Deshalb dürfte dieses Dorf jünger als die anderen Orte des Gebietes sein.

Laim deutet darauf hin, daß die Schotterebene  hier eine für den Ackerbau geeignete Lehmauflage hat.

Kirchliche und politische Zugehörigkeit

Die Kirche in Laim gehörte zur weit entfernten Pfarrei Aubing und hatte keinen eigenen Geistlichen. Der Benefiziat in Pasing wird sie betreut haben.

Die schnurgerade von Ost nach West verlaufende Landsberger Straße bildete die Grenze zwischen den Pfleggerichten Dachau (nördlich) und Starnberg (südlich) und teilte die Ortsflur in der Mitte. Die Häuser standen jedoch alle südlich der Straße entlang der heutigen Agnes Bernauer Straße.  Etwa die Hälfte davon gehörte bis 1806 zum Gericht Dachau. Von 1800 bis 1812 wurde versucht, aus Laim so etwas wie eine Hofmarksherrschaft zu bilden.

Aus den alten Steuerbüchern lassen sich die Hausbesitzer nur vage ermitteln, da diese nicht nur auf 2 Gerichte verstreut waren, sondern zum Teil dort nicht persönlich bekannt waren,  weil sie als Münchener Bürger  keine Steuern an die  Landgerichte zahlten.

Im Kataster 1812 stehen zwar alle Anwesen zusammen, die Besitzerfolgen bleiben jedoch wirr . Der häufige Besitzwechsel  ist nicht Thema dieser Arbeit.

Genealogie

Üblicherweise stellen wir mit den Heiraten die Familien zusammen und ordnen diese nach den Steuerbüchern auf Häuser zu.  In Laim funktioniert das für die Hälfte der Anwesen nicht, da es sich nicht um eine, sondern um 2 ganz verschiedene Personengruppen handelt.

Schon vor 1800 wohnten von 8 Anwesen die Eigentümer nicht im Ort, sondern waren meist Bierbrauer in München.  3 wurden kurz vor 1800 zum "Schlößchen"-Komplex zusammen gefaßt.  Nach 1800 kamen weitere Anwesen in Besitz von Münchener Bürgern oder Adeligen.

Die Heiraten (auch Kindstaufen und Beerdigungen) dieses Personenkreises fanden nur ausnahmsweise in Laim statt und  werden deshalb hier nicht genannt.

Die Brauer hatten hier ihre Pferdeställe und erzeugten auf den Feldern das Pferdefutter (Hafer) und Braugerste.  Bewirtschaftet wurden die Höfe von Tagwerkern unter der Leitung eines "Baumeister". Das war ein guter Posten für einen ledigen Bauernsohn, bevor er das elterliche Anwesen übernehmen konnte. Es sind auch verheiratete Baumeister feststellbar.

Normal sind in den Dörfern generationenlang  fest sitzende Eigentümer und fast jährlich fluktuierende Tagwerker und Hüter.

In Laim war es gerade umgekehrt: Tagwerker

Die Eigentümer wechseln in kurzen Abständen und wohnen nicht am Ort. Dafür gibt es ortstreue Tagwerkersippen, die sich, und das ist einmalig, bis vor den Dreißigjährigen Krieg erforschen lassen. Die Namen sind Fink und Weigl. Während der Schweden-Einfälle brachten sie sich bei ihren Dienstherren in München in Sicherheit. Ansonsten hatten sie wenig zuverlieren. Ob die Schweden die Häuser in Laim abgebrannt haben, geht aus dem Steuerbuch 1671 nicht hervor.

Hausnummern

Die Anwesen in Laim erhielten 1809 im Zuge der Landvermessung erstmals Hausnummern. Auf einem Lageplan von 1826 stehen schon ganz andere Nummern. Um 1850 gibt es dann eine dritte Zählung. Mit den Hausnummer-Angaben in den Pfarrbüchern kann man infolgedessen wenig anfangen. Hier sind die Häuser nach den Nummern von 1809 geordnet. Die Nummer von 1826 steht in Klammern vor dem Hofnamen. Weitere Nummern sind im Text vermerkt.

Eigentümer

Über die bürgerlichen Eigentümer der Höfe enthalten die bearbeiteten Quellen fast keine Information.  Zur ländlichen Genealogie hat diese Gruppe keine Beziehung.  Vor 1800 ist keine Heirat diesem Kreis zuzuordnen. Dann tauchen illustre Personen auf, die Laim als Landsitz  benützten:

Doktorbauer Laim 1 "Schlößchen"

Im Steuerbuch 1760 Pfleggericht Starnberg wird Christoph Andretter als Doktorbauer genannt. Er hatte wohl einen akademischen Titel. Im Pfarrbuch ist keine Heirat zu finden. Im Historischen Atlas von Bayern Band Dachau unter "Sitz Laim" Seite 131 werden ab 1713 eine Reihe von meist adeligen Besitzern genannt. Zwischendurch war immer wieder der Kurfürst Eigentümer. 1793 bis 1802 bekam es die Reichsgräfin von Betschart , die eine Nebenfrau des Kurfürsten Karl Theodor gewesen sein soll. Für sie wurde das "Schlößchen" gebaut. Im Volksmund hieß es das Agnes-Bernauer-Schlößchen. Mit der sagenhaften Agnes Bernauer, die von 1432 bis 1435 nicht ebenbürtige Gattin von Herzog Albrecht III von Bayern war, hat der Bau aber nichts zu tun. Eher war es so, daß die Gräfin Betschart als nicht ebenbürtige Gattin des Kurfürsten Karl Theodor mit Agnes Bernauer verglichen wurde.

In diese Zeit fällt wohl der erfolglose Versuch des Kurfürsten, in Laim für eine Seidenraupenzucht eine Maulbeerbaumplantage anzulegen. Die Plantage scheint im späteren Friedenheim gelegen zu sein. Dort steht unter Hausnummer 19 das Anwesen "Kultur".

1803 kauft die Witwe des Bamberger Hofrates Kriebel das Schlößchen. Das ist eine interessante Dame. Laut Heirat  ist sie die uneheliche Tochter des Kurfürsten Karl Theodor mit einer Maria Gräfin von Lainingen.  In erster Ehe war sie eine verheiratete von Etzenreith und  in 2. Ehe verheiratete Kriebel.  Am 23. August 1803 heiratet sie in Laim zum dritten Mal den Dr. med. Josef Reubel .  Zum Doktorbauern werden zwei weitere Anwesen gekauft.   Der Doktorbauer Reubel versucht auch das Obereigentum der übrigen Anwesen zu erwerben. Diese sind aus Kirchenbesitz bei der Säkularisation an den Staat gefallen . Er versucht damit eine Hofmark zu bilden. 1812 war der Traum zuende.   Die weitere Geschichte des Schlößchens ist kompliziert  und  in unserem Zusammenhang nicht  nachzuvollziehen.

Distl Laim 2

Von diesem echten Bauernanwesen werden um 1820 zwei Bauplätze abgezweigt: "Schustermichl" und "Straßer".

Hauserbauer Laim 4

Bis etwa  1750 in bäuerlichem Besitz, wird dieses Anwesen zum Spekulationsobjekt. 1819 kauft ein Josef Schwarz um 9750 fl.  Im gleichen Jahr ist die Heirat eines Steingutfabrikanten  mit dieser Hausnummer eingetragen.  Am 31. Januar 1849  kauft eine Gräfin Magdalena Pestalozza um 7550 fl  das Hauserbauerngut und heiratet kurz darauf  den Bankierssohn Ludwig Friedrich Regensburger aus  Augsburg.   Dessen Eltern sind  beide israelitisch. Ludwig Friedrich Regensburger, geboren 18.8.1807, ließ sich  aber am 4.6.1846  in München taufen,  was der Aubinger Pfarrer offensichtlich zufrieden einträgt.  Geld und Adel gehen hier die Ehe ein.

Schreiner Laim 7

Im Plan von 1826 ist dieses Haus zwar noch eingezeichnet, hat aber keine eigene Hausnummer mehr, sondern gehört zum benachbarten Schmidbauern. Seltsamerweise ist die Familie des Kistlers ohne Unterbrechung von 1791 bis nach1876 anwesend.

Barfüßer Laim 14

1721 und 1760 wird Nikolaus Freytag Bierbräu in München als Besitzer genannt, der aber 1760 sicher schon gestorben war. 1812  ist ein Professor Trost Eigentümer,  aber nur für kurze Zeit. Die Geschichte dieses Hofes ist unklar.

Steingutfabrik

Dieses etwas abseits in Richtung Pasing stehende Gebäude ist 1809 noch nicht genannt. Die bei der Fabrik genannten Personen müssen nicht alle in diesem Haus gewohnt haben, sondern könnten Mieter in anderen Gebäuden in Laim gewesen sein. Auch Porzellanarbeiter in Nymphenburg sind in Laim eingetragen.

Als Rohstoff diente der schon im Ortsnamen vorkommende Lehm. Eine Ziegelei ist im Bearbeitungszeitraum bis 1876 in Laim nicht bekannt. Die Lehmschicht war nicht hoch genug, um sie in großem Stil abzubauen. Oder sie ist schon im Mittelalter verbraucht worden, um Ziegel zum Bau der Münchener Frauenkirche zu brennen.

Haus-Nr. 16, 18 und 19

Für diese etwas kleineren frei eigenen Anwesen  konnte kein Zusammenhang zwischen Familien und Eigentümern hergestellt werden. Vermutlich ist das der Ursprung von Friedenheim und aus der Seidenraupenzucht entstanden.

Tagwerker-Wohnungen

Die Tagwerker, die die vorstehenden Höfe bewirtschafteten, wohnten selbstverständlich  in diesen. Da es keine Aufzeichnungen gibt, wer wo wohnte, können die Tagwerker-Familien nur unter einem Sammelbegriff "ohne Hauszuordnung" aufgelistet werden.  Die Zuordnungen zu den anderen Tagwerker -Häusern vor 1800 sind recht unsicher.

Zuzug aus Beuerberg

Auffallend oft ziehen Leute aus Beuerberg (Kreis Wolfratshausen) nach Laim. Das wurde vom dortigen Kloster veranlaßt, das in Laim  das Obereigentum mehrerer Anwesen hatte.

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de