Josef Kiening:  Genealogie und Häuser im Gebiet nordwestlich
    von München
    
    
    
    
    Aulzhausen
    Geschichte der Familie Eberle in Aulzhausen 39.
    Die Geschichte ist nicht erfunden, sondern in allen Einzelheiten
      mit Original-Urkunden aus der damaligen Zeit belegt.
      Sie ist nichts besonderes  Es war bei allen Zeitgenossen
      ähnlich. Hier steht es als Beispiel, wie die Pfarrmatrikel
      ausgesehen haben und was daraus zu lesen ist. 
    
    Im Steuerkataster von 1813 bekam das Haus die Hausnummer 39, der
      Steuersatz (Hoffuß)
      war 1/32. 
    
    Es war nur ein "Halbhaus". Heute würden wir diese Bauweise als
      Doppelspänner bezeichnen.
      Zehn Tagwerk, also ca. 3 Hektar landwirtschaftlicher Grund
      gehörten dazu. Eine Kuh in der Gemeindeherde war
      selbstverständlich. Da die Tiere fast ganzjährig auf der Weide
      waren, brauchte man  keinen Stall, sondern nur eine kleine
      Scheune für etwas Winterfutter.
    
    Beginnen wir im Jahr 1755 mit einem Eintrag im Heiratsbuch der
      Pfarrei Aulzhausen:
    
    
    Am 24.April ist das Aufgebot, am 13. Mai 1755 die Hochzeit des
    ehrbaren  Jüngling Leopold Eberle hier mit der Anna Funckin aus
    Gebenhofen, geboren 19.Mai 1731.  Zeugen sind Georg Oswald und
    Leopold Bachmair hier.
    Der Pfarrer kannte Leopold Eberle und begnügte sich mit der
    Herkunftsangabe "hier". Das hilft uns heute natürlich nicht weiter.
    Der Wirt in Gebenhofen hieß Funk und die Braut wird eine
    Wirtstochter gewesen sein.
    
    Als Besitzer des Hauses Aulzhausen 39 mit dem Hausnamen
    "Schustermartl " wird im Steuerkataster ab 31.12.1795
    Martin Eberle genannt.  Er hat das Haus vom Vater übernommen
    oder geerbt. 
    
     Er  heiratet kurz darauf am 19.1.1796
    Dass Martin Sohn des Leopold ist, steht erst in der Heirat von
    1814.  Er war Schuster wie sein Vater, der Hausname ist von
    seinem Vornamen abgeleitet.
    
    
    
    Der Jüngling Martin Eberle heiratet die Anna Maria Knöferlin beide
    hier ansässig.  Trauzeugen sind  Mathias Knöferle
    Schuster, wahrscheinlich  Bruder  der Braut, und Andreas
    Echerer Maurer, beide von hier.
    
    Das Paar hat eine Tochter Therese, geboren am 3.5.1798 . Die Ehefrau
    Anna Maria, geborene Knöferl stirbt bald, denn schon am 1.Februar
    1800 heiratet Martin Eberle wieder.
    
    Der Witwer Martin Eberle, 40 Jahre alt (das steht ganz rechts)
    heiratet Anastasia Lechner(in) ledig . Der Ort in der 3. Spalte ist
    kaum zu entziffern, es soll wohl Ottmaring heißen.  Die Braut
    ist 24 Jahre alt, stirbt aber wohl bei der Geburt des ersten Kindes.
    
    Am 3. Mair 1803 heiratet der Witwer Martin Eberle, nun 43 Jahre alt
    zum dritten Mal
    
    
    Diesmal ist die Braut älter.  Die Witwe Marianna Engelschalk
    aus Griesbeckerszell  "Rothmairin" geboren in Galzhofen ist
    schon 51 Jahre alt. Sie bekommt keine Kinder  und lebt bis
    1813.  Im Jahr 1814 finden wir die vierte Ehe von  Martin
    Eberle.
    
    
    
    Die Abbildung stammt aus dem Heiratsbuch der Pfarrei Aulzhausen Bild
    546.
    
    Die obere Heirat des ledigen  Josef Eberl, Sohn des Michael
    Eberle in Aulzhausen 23 gehört zum Bader-Stamm Eberle in Aulzhausen.
    
    Die untere Heirat am 3.Mai 1814 ist die vierte Heirat unseres
    Schusters Martin Eberle in Aulzhausen 39.  In der 5. Spalte
    steht seine Eltern Leopold Eberle und Anna.  In der 6. Spalte
    versuchte der Pfarrer seine drei früheren Ehen unter zu bringen.
    
    In der 7. Spalte steht kaum lesbar das Geburtsdatum 11.Oktober
    1764.  
    Dann folgt die Braut, Anna Maria , geboren 24. April 1783 in
    Holzheim,  ledige  Tochter des Anton Weisbacher
    Hüter  in Ossenhausen  und Ehefrau Anna Maria.  
    Die bei der Heirat 31 Jahre alte Braut bekommt noch Kinder, von
    denen mindestens Ottilie, geboren am 3.2.1821 überlebt.
    
    Generationswechsel
    Um 1840 wird in der Pfarrei Aulzhausen ein Familienbuch
    erstellt.  Das Haus Nr. 39 "Schusterle" hat am 11.9.1826 die
    Tochter Therese Eberle aus der 1. Ehe von Martin Eberle 
    übernommen und einen Nikolaus Eyba geheiratet. 
     
 
    Seltsamerweise ist nur ein 1838 geborenes Kind eingetragen. Alle
    zwischen 1827 und 1838 geborenen Kinder sind schon gestorben, als
    das Familienbuch geschrieben wird.
    
    Auf der nächsten Seite des Familienbuches erscheint als Insassen,
    als Mitbewohnerin, aber nicht Eigentümerin  des Hauses die
    Tochter Ottilie aus der 4. Ehe von Martin Eberle.
    
    Ottilie bekommt mit 18 Jahren uneheliche Zwillinge, die nach wenigen
    Tagen sterben.
    Es folgen noch zwei uneheliche Kinder. Ottilie besaß kein
    Immobilien-Eigentum und bekam deshalb nach den zu dieser Zeit
    gültigen Gesetzen von ihrer Gemeinde keine Heiratserlaubnis. 
    Wohl oder übel bekam sie die Kinder "unehelich". 
    
    
    
    Taufeintrag von Xaver Eberle, unehelicher Sohn von Georg
    Erhard  ledig in Rinnenthal. 
    
    Als einziges überlebendes Kind der Ottilie heiratet Franz Xaver
    Eberle am 13. November 1871 Veronika Ried oder Ries in Weil. 
    Etwa 1872 erwirbt er das Haus Egling an der Paar Haus-Nummer 12
    1/2.  Da gehört nicht mehr zu dieser Geschichte.
    
    
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    (C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de