Kiening: Genealogie-Datensammlung Landkreis Dachau
Für die Orte der früheren Gemeinde Ampermoching haben wir alle verfügbaren Quellen danach ausgewertet, was sie an familiengeschichtlichen Informationen enthalten.
Ungewöhnliche Briefprotokolle in Br.Pr. 3274 und 3277 (Hofmark Schönbrunn)
Am 10.1.1700 läßt die ganze Gemeinde Ampermoching, vertreten durch die Abgeordneten:
Georg Schäffler und Matthias Stöttler (Hauptleute), sowie
Peter Reischl, Niklas Sedlmayr, Hans Riedlmayr,
folgenden Vergleich protokollieren wegen gemeinsamer Weidenutzung.
Ganzbauern dürfen 64 Stück Rindvieh, Halbbauern 32 , Drittlbauern 21, Viertlbauern 16, Sechstler 10, Achtler 8 und Sechzehntler auch 8 Stück Rindvieh aufschlagen. Wer nicht so viel Vieh hat, kann dieses Weiderecht auch an Nachbargemeinden verkaufen gegen Weidegeld.
Kommentar:
Zum Gemeindegebiet von Ampermoching gehörte ein großes
Stück
des Dachauer Mooses jenseits der Amper, das fast bis zur Straße
Dachau - Schleißheim reichte. Diese Moosfläche konnte
scheinbar
wesentlich mehr Weidevieh ernähren, als die Ampermochinger
besaßen. Üblicherweise hatten die Häusler nur
eine Kuh und die Ganzbauern
höchstens 8 Kühe. Der Rinderbestand der Ampermochinger war
weit höher als in den anderen Dörfern des Hügellandes.
Aus dem Steuerbuch von 1671 ist uns der Viehbestand aller Anwesen
bekannt und es ist anzunehmen, dass sich bis zum Jahr 1700 nichts
wesentliches daran geändert hat.
Wenn die Gemeinde Ampermoching mit dem Dorf Ampermoching
identisch
war, errechnen sich folgende Sollwerte.
Hoffuß |
Art und Hausanzahl |
Soll im Jahr 1700 |
Ist im Jahr 1671 |
1/1 |
7 Bauern je 64 Rinder |
448 |
099 |
1/2 |
3 Halbbauern je 32 Rinder |
096 |
036 |
1/8 |
4 Sölden ja 8 Rinder |
032 |
023 |
1/16 |
26 Häusler je 8 Rinder |
208 |
104 |
Summe |
40 Anwesen im Jahr 1700 |
784 |
262 |
Die zulässige Zahl an Rindvieh wurde nur bei Haus-Nr. 26
"Krebsfischer" überschritten. Dieses Haus ist als 1/8-Anwesen
mit 87 Tagwerk Grund (im Jahr 1812) wohl im falschen
Hoffuß eingestuft.
Einige Häusler erreichen die Zahl von 8 Rindern. Gegen diese
richtete sich die Vereinbarung, während sie Bauern mit Pachtvieh
eine zusätzliche Einnahme verschaffte.
Das Pensionsvieh stammte aus den großen
Schlachtviehherden, die von Viehhändlern zu den Städten
München
und Augsburg getrieben wurden. Diese Herden kamen im Frühjahr bis
aus Ungarn
und waren vom langen Marsch abgemagert. Hier konnten sie wieder
Gewicht anfuttern, bis sie im Herbst an die Metzger in München
verkauft wurden. Das gesammelte Winterfutter reichte nur für
eine kleine Zahl von Kühen.
Siehe dazu Beiträge in der Zeitschrift Amperland
über "Oxenwege" und Ochsen-Schlachtvieh-Herden.
28. April 1777
Nachdem das zu Moching befindliche herrschaftseigentümliche gemauert annoch gute Schulhaus von den Grafen von Piosasque bereits vor 2 Jahren frey abgebrochen worden und die davon annoch erhaltenen guten Steine in der Summe ad 21000 das Tausend per 40 xr. Titl. Herrn Grafen von Spreti nach Weilbach verkauft hat, so ist bisher der dabei befindliche der Hofmarksherrschaft eigentümliche sogenannte Schulgarten öd und verwüstet gelegen. Wie man aber und zur Abwendung des gänzlichen Ruins dieses Gartens widerum an den Mann zu bringen getrachtet hat, so hat sich der Pfarrmesner zu Moching Matthäus Hortner darum mit dem gehorsamen Anbring gemeldet, ihn freistiftsweis um 80 fl. zu kaufen. (Der Garten wird dem benachbarten Mesner-Anwesen zugeschlagen.)
Kommentar:
Bei diesem Protokoll merkt man, daß sich sogar dem Herrschafts-Schreiber die Feder sträubte. Da hatte die Gemeinde Ampermoching in äußerst fortschrittlicher Weise ein Schulhaus gebaut, das sogar, für die Zeit noch unüblich, aus Ziegeln gemauert war. Die Hofmarksherren Piosasque in Schönbrunn und Spreti in Unterweilbach sahen solche Dorfschulen wohl nicht gerne. Als Graf Spreti für seinen Stadel-Neubau in Unterweilbach Ziegelsteine benötigte, ließ sein Nachbar Piosasque kurzerhand das Schulhaus abbrechen, das gar nicht ihm, sondern der Dorfgemeinde gehörte und verkaufte die Ziegelsteine für die lächerliche Summe von 14 Gulden an Graf Spreti. Die Gemeinde Ampermoching hatte für die Steine und den Bau bestimmt wesentlich mehr aufgewendet und die Steine waren "annoch gut".
Ein klarer Fall von Mißbrauch der Herrschaft.
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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de