Anton Wenig, vom Jäger zum Jägerbauer

Sozialer Aufstieg

Vor 1850 war der soziale Status innerhalb der Landbevölkerung durch den wirtschaftlichen Status  der Eltern bestimmt. Nur Bauernkinder konnten Bauer und Bäuerin  werden. Nur sie hatten das erfoderliche Heiratsgut.

 Gewerbe und Hausbesitz wurde von Generation zu Generation weiter gereicht. Nur 1648, als das Gebiet um Dachau entvölkert war, konnte ein  Tüchtiger  eine Haus- oder Hofstelle billig erwerben und aufbauen. Schon in der  nächsten  Generation  war das nicht mehr möglich, weil die Immobilienpreise im Verhältnis  zum Ertrag viel zu hoch waren.  Ein geschäftstüchtiger Handwerker konnte vielleicht einen Acker zu seinem Häusel dazu erwerben, aber mehr war nicht möglich und im System der Grundherrschaft nicht vorgesehen, da alle Grundstücke fest zu einem Haus gehörten. .

Um so bemerkenswerter war, dass die Familie Wenig den Aufstieg zum Bauern geschafft hat.  Der Vater Georg Wenig hat schon den Grundstock dazu gelegt.

Jagd

Die Jagd war das Privileg der Adeligen. Berühmt sind die Treibjagden der Barockzeit. Der Jäger und die ganze Dorfbevölkerung sollte das Wild an eine günstige Stelle treiben, damit der Adelsherr wirklich etwas schießen konnte.  In Spielberger Protokollen wird so etwas nicht erwähnt. Der Herr wohnte ja weit weg. Der Jäger sollte dafür sorgen, dass das Wild nicht überhand nahm. Die Bauern sahen das gerne, denn Wild verursachte Ernteschäden in den Feldern. 

Der Wald

Nach der Karte von 1812 gab es rund um Oberschweinbach viel mehr Wald als heute . Der Wald ist der Glasfabrik und der Ziegelei geopfert worden und ist seitdem Ackerland. Es war kein Fichtenwald, wie wir ihn  kennen, sondern ein lockerer Mischwald, der sich selbst verjüngt hat. Die Fichten-Plantagen wurden erst ab 1850 gepflanzt.  Das Wild und auch die Gemeindeherde schädigte die Jungbäume.  

Der Vater Georg Wenig

Der Vater Georg Wenig war als Jäger angestellt und hatte  1/8 Gütl und die Jägerwohnung im Schloß Spielberg. Von der fernen  Herrschaft hatte er wohl freie Hand und konnte geschossenes Wild selbst verkaufen. Als der Bauer Kaspar Huber seinen Halbhof  teilen wollte, hat er zugegriffen.

Am 13.3.1714 kaufte er laut Quittung vom 17.1.1724 von Kaspar Huber ein Viertelgut in Oberschweinbach. Das waren nur Ackergrundstücke. Ein Haus hatte er ja.  Steuerlich war es  1/8 + 1/4 Gut, also schon eine Landwirtschaft, die er mit weiteren Feldern ("Neubruch-Acker") erweiterte.

Die tüchtige dritte Ehefrau Ursula  hat 5 Kinder aufgezogen, die sich gut verheiraten konnten. 

Übergabe an Sohn Anton Wenig

Der ältere Sohn Anton (aus dritter Ehe)  war schon 37 Jahre alt, ebenfalls Jäger, als der Vater ihm das Anwesen übergab: Zwei Schwestern waren schon verheiratet.
Anton Wenig hat kurz vorher geheiratet. Seine Frau wird nicht viel jünger  gewesen sein.

27.5.1721
Georg Wenig Jäger zu Spielberg und Ursula sein Eheweib übergibt sein inhabendes Achtlgut Behausung samt allem Zubehör  item 2 Neubruch-Acker als 3/4 am Rämb und 1 Juchert am Kreithof sonderbar das Viertl-Zubaugut aus des Kaspar Huebers Halbhof samt aller tod- und lebendigen Haus- und Paumannsfahrnis seinem Sohn Anton Wenig Jäger alda und Maria dessen Eheweib zu 1500 Gulden, wovon 400 fl bereits erlegt worden, 1722 und 1723 an Lichtmess sind jedesmal 150 fl, die folgenden Jahre je 100 fl.  fällig. Seinem Bruder Bernhard steht Heiratsgut zu.

Anton Wenig hat sich mehr der Landwirtschaft gewidmet und die Jagd nur noch beaufsichtigt, denn es werden bald andere Jäger genannt.

.Am 2.9.1726 kauft Anton Wenig von der Witwe Katharina des Johann Steber ebenfalls ein Viertelgut, angebaut im Sommer - und Winterfeld, mit Wagen, Pflug und eiserner Egge um 550 fl.   als Zubaugut, nun das "Stebergütl"   Zu diesem Gütl gehörte auch ein Haus.
Jetzt sind es 1/8 + 1/4 + 1/4

Die Witwe Katharina Steber behält das Wohnrecht und bekommt 1/5 der Obsternte.

Am 10.4. 1731 verkauft Kaspar Huber bzw. dessen Tochter nochmal ein Viertelgut  an Anton Wenig.  Da Wenig das andere Viertel bereits seit 1714 bzw. 1721 besitzt, wird daraus ein halber Hof "Jägerbauer" Oberschweinbach 10
Der Kaufpreis von 1050 fl schließt das Haus, 2 Roß 2 Kühe 1 Ochs und 1 Wagen mit ein.  Damit ist es 1/2 Hof + 1/4 + 1/8  Jetzt hat Wenig auch das angemessene Gebäude zu seiner Landwirtschaft. Er ist der Jägerbauer. Die Familie Huber zieht nach Hattenhofen 1,
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Am 22.5.1731 klagt der Käufer gegen die Verkäufer:

"Anton Wenig Jäger und Halbpaur zu Spielberg klagt Kaspar Hueber  als dessen Gebkäufern des übrigen Viertelhofes  dass dessen  Tochter Marianna und Ehemann Mathias Hueber sich unterstanden haben bei ihrem Haus-Abzug die Kästl in der Stuben und den Gsimbs (Sims, Hutablagebrett) , dann in der Kuchen Grand Schisslrämb Bachtrog  mit Gewalt heraus zu reißen und  mit sich nach Hattenhofen zu nehmen.
Weilen aber im Kaufkontrakt ausdrücklich gedingt worden: das was Nagl und Band haltet alles stehen verbleiben und verkauft sein solle"

"Was Nagel und Band hält", also Einbaumöbel, gehörte üblicherweise zum Haus. Das Grandl ist ein Warmwasseerbehälter im Herd, Schüsselrahmen ein Tellerbord.
Die Verkäufer rechtfertigten sich: Kastl und Sims "waren ohne Nägel angenagelt". Das Gericht erwirkte einen Vergleich. Huber behält das Kastl. Die anderen Sachen bringt er zurück.

Schon am 10.4. 1731 verkaufte Anton Wenig das "Stebergütl" mit angebautem Winterfeld, sonst ohne Fahrnis, also nur das Gebäude um 550 fl Lorenz Albertshofer Schuhmacher in Mammendorf. Die  Käufer sind wieder verpflichtet,  1/5 vom Obst an die Witwe Steber zu geben.
Wenig hat nun 1/2 Hof +1/8

14,9,1735 klagt die Witwe Katharina Steber gegen Anton Wenig wegen Zahlungsrückstand. 

6.6.1735 Anton Wenig Halbbauer, verkauft um 575 fl nochmal eine Sölde ( = 1/8, die urspüngliche Jägersölde seines Vaters)  ohne Fahrnis  an den verganteten Martin Huber, gewester "Kaltenbacher-Bauer" in Unterschweinbach.  Die Witwe Katharina Steber behält das Wohnrecht. Sie ist also vom "Stebergütl" in die Jägersölde umgezogen.  Das vormalige 1/4 Gut ist nur noch 1/8 mit "3 Juchart Acker in allen 3 Feldern liegend" (also in jedem Feld ein Juchart), sowie 1 Tagwerk Wismat "Jägerwiesl".  Die anderen Bauern hatten vorher gemeinsam gefordert, dass dieses Anwesen kein "Leerhäusler" wird, da es schon zu viele Tagwerker ohne Erwerbsmöglichkeit in Oberschweinbach gibt und diese auf betteln angewiesen sind.

 Inventar und Vieh bringt der Käufer aus Unterschweinbach mit. Vor 1800 verschwindet die Jägersölde und ist nicht mehr feststellbar.  Wenig beschränkt sich auf den Halbhof. Damit ist der frühere Zustand von 1671  wieder her gestellt. Der Hof heißt seitdem Jägerbauer.

Mit dem Bauernhof hat Wenig kein Glück. Wegen der späten Heirat hatte das Paar nur 2 Kinder, die bald gestorben sind. Wenig stirbt 1739 im Alter von  55 Jahren. Ohne erwachsene Kinder, die sein Werk weiter führen,  war seine Mühe vergeblich.  
Der Jagerbauer vergantet und die Witwe heiratet 1740 nach Hadersried.

Johann Baumann kaufte 1740 auf der Gant den Halbhof des Anton Wenig . Baumann war Mesner in Oberumbach. Er hat den "Jägerbauer"  auf der ......

 

Bild 498

",,,, wirklichen Gant per 1600 fl käuflich an sich gebracht und also neben der geschehenen Angabesumme 500 fl in jährlich 50 fl der Rest mit 1100 fl hätte erlegt werden sollen. Zumalen aber gleich in anno 1741 darauf die Drangsal volle Kriegstruppen eingefallen und 5 Jahr nacheinander angedauert, auch hinnach und bishero jene Beschwerliche Zeiten unterloffen, dass in deren Betrachtsam solche Fristen nicht menschenmöglich hätten von Jahr zu Jahr ,,. " (gezahlt werden konnten.)

Der Käufer Johann Baumann hätte jährliche Raten von 50 Gulden auf den Kaufpreis-Rest von 1100 Gulden zahlen sollen.Von 1741 bis 1746 dauerten die österreichische Besatzungslasten, weshalb er um einen Nachlass  bat.

Er war in erster Ehe mit  Maria Naßl Müllertochter aus Oberschweinbach verheiratet. Seine zweite Frau, Bauerntochter aus Oberschweinbach, heiratet nach seinem Tod 1760 Peter Wurm aus Steindorf. 

20.3.1785 Das kinderlose Paar Wurm  übergibt den Jägerbauer-Hof an den Vetter Paul Naßl Müllersohn.

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(C) Josef Kiening  www.genealogie-kiening.de