Josef Kiening: Genealogie im Gebiet nordwestlich von München

Ahnenschwund, Größe der Ahnentafeln

Aktualisiert 10.6.2016

Wenn in einer Ahnentafel eine Person mehrmals als Vorfahre genannt wird, bezeichnet man das als Ahnen-Implex, Ahnenverlust oder Ahnenschwund. Der Fall tritt auf, wenn in späteren Generationen Ur-Ur-Enkel eines Vorfahren zusammen heiraten bzw. Kinder bekommen. Normalerweise kommt das nicht vor der 6. Generation vor, da Verwandten-Ehen kirchlich nicht gestattet sind.

Bei großen Ahnentafeln, wenn viele Vorfahren aus dem gleichen Gebiet sind, kommt es zwangsläufig zu Ahnenschwund.

Ich möchte einige Zahlen aus der Praxis nennen. Ausgangsbasis sind bäuerliche Vorfahren im Raum Dachau ( www.genealogie-kiening.de )

Bei 1000 erforschten Vorfahren haben Sie ca. 100 Personen Ahnenschwund.

Bei 2000 erforschten Vorfahren steigt der Ahnenschwund schon über 500, es sind also nur noch 1500 verschiedene Personen

Die größte in meinen Daten enthaltene Ahnentafel nennt derzeit (im Jahr 2016) knapp 6000 Vorfahren, davon sind über 50 % Ahnenschwund. Von den 700 Spitzenahnen steht fast jeder zwei- oder dreimal in der Ahnentafel. Diese Ahnentafel erreicht in der 11. bis 13. Generation ihre größte Breite, wobei ab der 13. Generation der Schwund überwiegt.

In bäuerlichen Ahnentafeln verteilt sich der Ahnenschwund gleichmäßig, es gibt also keine Inzucht. Beim Hochadel dagegen häuft sich der Ahnenschwund auf einzelne Linien.

In meinem Gebiet verursachte der Dreißigjährige Krieg  einen harten Einschnitt. Von den Überlebenden und neu zugezogenen um 1650 hat sich nur die finanziell besser gestellte Hälfte fort gepflanzt, da sie ihre Kinder mit Heiratsgut ausstatten konnte . Diese Schicht kommt praktisch vollständig in jeder hiesigen Ahnentafel vor. Jeder Alteingesessene hier hat die gleichen Vorfahren wie ich, aber in unterschiedlicher Mischung und Häufung..

Zur Größe der Ahnentafeln:

Noch in der Nazizeit galten 5 bis 6 komplette Generationen als schöne Ahnentafel, ausreichend für den Ariernachweis. Das sind 31 oder 63 Personen. Inzwischen sind 3 Generationen nachgewachsen. Bei den gleichen Spitzenahnen sind das heute schon 511 Personen.

Wenn bei einer Ahnentafel mit einem heute im Jahr 2006 lebenden Kind als Proband alle Linien bis 1650 erforscht würden, was die Situation unserer Archivalien zulässt, wären das über 10000 Vorfahren. Mit jeder Generation, die dazu kommt, verdoppelt sich die Ahnenzahl.

Gut daß es jetzt Computer gibt.

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(C) Josef Kiening, zum Anfang www.genealogie-kiening.de